Mayer verwendet eine nette Metapher: Während die Monetaristen der Ansicht waren, dass man Schwimmen am besten lerne, wenn man ins Wasser geworfen würde, meinten die Ökonomisten, dass es wohl besser sei, erst einmal schwimmen zu lernen.
Mit dem Schwimmen lernen wurde es leider nichts. Spätestens mit dem Aufspannen der diversen Rettungsschirme über Griechenland und andere verschuldete Staaten in Europa im Gefolge der Weltfinanzkrise war das Match entschieden. „Der Geist war aus der Flasche“, schreibt Thomas Mayer, die diversen Rettungsaktionen wurden über neue Schulden finanziert. Obwohl es der EZB rechtlich eigentlich verboten ist, monetäre Staatsfinanzierung zu betreiben, wurden 2020 Staatsanleihen im Ausmaß von 992 Milliarden Euro gekauft. Resümee des Autors: „Die lateineuropäische Wirtschaftskultur hat die deutsche komplett verdrängt.“
Nun dem Inflationsgespenst durch steigende Zinsen Paroli zu bieten ist schwer vorstellbar, weil das die verschuldeten Staaten nicht stemmen könnten: „Allein die Aussicht, dass die Rendite auf italienische Staatsanleihen von einem Prozent in Richtung drei Prozent steigen könnte, würde wohl eine politische Krise und Marktspekulationen über einen Austritt Italiens aus dem Euro auslösen.“ Also werde die Inflation bei niedrigen Zinsen so lange anhalten, bis die Staatsschuld auf ein tragbares Niveau abgeschmolzen ist. Erschreckende Aussichten für die Sparer, aber das steht ja in der Jobbeschreibung von (Inflations)Gespenstern.
Vielleicht ist es ein Trost für die Geschröpften, dass sich in der Geschichte nicht viel geändert hat. Das zeigt das nachstehende Zitat von Jean Baptiste Colbert, dem Finanzminister unter Ludwig XIV: „Die Kunst der Besteuerung besteht darin, die Gans so zu rupfen, dass sie unter möglichst wenig Geschrei so viele Federn wie möglich lässt.“