"Jeder Neunte sorgt sich um die Wirtschaft"

Digi:talk mit Meinungsforscher Werner Beutelmeyer

"Angst um Unternehmen größer als um Gesundheit"

18.05.2020

Professor Beutelmeyer befrägt in seinem Paul Lazarsfeld-Institut jetzt jährlich 50.000 Menschen zu politischen Themen

In der Bevölkerung ist die „neue Normalität“ bereits angekommen. Das ergeben die Befragungsergebnisse von market-Geschäftsführer Professor Werner Beutelmeyer mit seinem Paul Lazarsfeld Institut. In den letzten Wochen wurden 10.000 Personen befragt, wie sehr sie sich um ihre Gesundheit sorgen. Sehr große Sorgen machen sich jetzt 4 % der Österreicherinnen und Österreicher, so viele wie vor Beginn der Pandemie. Zwischenzeitlich waren es einmal 23 %. Viel höher liegt der Wert bei der Frage nach den Kollateralschäden bei den Unternehmen. Hier liegt der Wert bei 12 %, während des Shutdowns ging dieser Wert auf 22 % hoch. Durch die Öffnung vieler Wirtschaftssektoren sinkt dieser Wert aber kontinuierlich.

Sorge müsse die Zurückhaltung der Österreicherinnen und Österreicher bezüglich deren Zurückhaltung bei Einkäufen und Investitionen machen. Die Stimmung wird mit „extrem vorsichtig bei Ausgaben“ umschrieben. 47 % wollen bei Investitionen bremsen. Diese Tendenz gibt es auch bei den Unternehmen.

Highlights

„Gewinner und Verlierer der Pandemie“
mit Meinungsforscher Werner Beutelmeyer
„Die Paul Lazarsfeld Gesellschaft “
die berühmteste soziologe Feldforschung Österreichs

Der Meinungsforscher sieht jetzt zwei Entscheidungsnotwendigkeiten: Auf gesellschaftlicher Ebene gehe es darum, „keine Risse in der Gesellschaft entstehen zu lassen,“ die Unternehmen stünden vor der „Herkulesaufgabe“, die neue Situation zu meistern. Dabei sei, so Prof. Beutelmeyer, „more of the same keine Lösung, vielmehr müsse nachgedacht werden, wie er Restart gelingen kann.

“Meinungsforscher Werner Beutelmeyer”
werner-beutelmeyer_kolarik

Gewinner und Verlierer

In der öffentlichen Meinung gibt es auch klare Sieger und Verlierer: Die Regierung, der Bundespräsident, das Gesundheitssystem, Polizei und Bundesheer gehören zu den Gewinner, Verlierer sind die Oppositionsparteien und die Europäische Union. Dem Team von Ursula von der Leyer wird eine enttäuschende Performance attestiert, weiß Beutelmeyer. Die Nationalstaaten lassen europäische Solidarität vermissen, diagnostizieren die Befragten. Eine internationale Forschungsgruppe, die Umfragen in vielen Ländern durchgeführt hat, sieht Österreich an zweiter Stelle (hinter China) bei der Befolgungsrate der angeordneten Maßnahmen, was auch daran liege, so Beutelmeyer, dass hierzulande die Maßnahmen auf hohe Akzeptanz gestoßen sind. Positiv könne in Österreich festgestellt werden, dass sich die von Paul Zulehner als „Ichlinggesellschaft“ titulierte Haltung stark in Richtung Solidarität verändert hat.

Die Paul Lazarsfeld Gesellschaft

Der 1901 in Wien geborene und 1976 in New York verstorbene Paul Felix Lazarsfeld hat unter anderem in Wien das Institut für Höhere Studien gegründet und gehört zu den ganz Großen in der Ahnengalerie der Meinungsforschung. Gemeinsam mit Marie Jahoda hat er die berühmteste soziologe Feldforschung Österreichs über die „Arbeitslosen in Marienfeld“ in der Zwischenkriegszeit durchgeführt. Sein Institut für Soziologie hat Werner Beutelmeyer übernommen. Dort wird er nun jedes Jahr 50.000 Interviews in Österreich durchführen über die Bewertung der Legislative, Exekutive, der Parteien und deren Marktanteile sowie der Demokratie allgemein. Eine derart umfassende Meinungsforschung gab es bislang in Österreich noch nicht.

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